Jan 252010
 

Der Herr Cameron hat mit einem neuesten Film Avatar so fuer einiges an Wirbel in China gesorgt. Der Film ist fuers erste aus den normalen Kinos verbannt. Gestrichen, verboten. Nur die 3-D Fassung darf weiterlaufen… Fuer diese Tatsache gibt es verschiedene Geruechte, und Geruechte sind nun mal was Tolles. Also…

In Hong Kong in der Zeitung habe ich kuerzlich folgende Darstellung gelesen:

Viele der chinesischen Buerger und Hausbesitzer identifizieren sich mit den blauen Na’vi. Die bekommen ihren Baum, auf dem sie seit Generationen leben, sozusagen unterm Hintern weggeballert. Mit der Folge, dass sie mit Hab und Gut umsiedeln muessen. Dies fuehrte seit dem Erscheinen des Films in China zu immer wilderen Diskussionen in chinesischen Internetforen. Die Leute fingen an, die uebliche Projektentwicklerstrategie mit dem Film zu vergleichen. In Sued-China gab es ja im letzten Jahr dieses Beispiel des sogenannten Nail-House, wobei ein Hausbesitzer auf Teufel Komm Raus nicht ausziehen wollte, und seine Huette als einzelnes Bauwerk inmitten der augebaggerten Baugrube uebrig blieb. Wie ein einzelner Nagel aus der Sache rauslugte. Diese allgemein uebliche Strategie der Projektentwicklung in China wird dabei sehr kritisch  diskutiert…

Die zweite Theorie sagt, dass man in China nicht schon wieder dem Herrn Cameron das Attribut des erfolgreichsten Filmes in China geben wollte. Er hatte das bereits mit Titanic in China hinbekommen, und erst kuerzlich hat sich China diesen Titel mit der heimischen Produktion Red Cliff zurueckergattert. Nur um 2 Wochen spaeter wieder Gefahr zu laufen, diesen direkt wieder an Cameron und den Avater abgeben zu muessen… Also was tun? Den Film absetzen und nur noch in speziellen 3-D Kinos laufen zu lassen, scheint doch eine praktische Massnahme zu sein.

Kleiner Nachtrag:

Einer meiner Leser bemerkte, dass Avatar nun im Overseas Box-Office den Titanic ueberholt hat. Herr Camerom, scheints, kann Filme machen. Kann man sagen was man will…

Jan 252010
 

Einen Tag vor meiner Abreise aus Peking habe ich nochmal im Element Fresh gefruehstueckt – dort ist zwar der Kaffe ungeniessbar, aber das Fruehstueck geht gut. Ausserdem haben sie Internet, und das brauchte ich, weil ich ja in meiner alten Wohnung schon keinen Anschluss mehr hatte. Dort traf ich Ma Yansong, ueber den – und dessen Bureau ich schon des Oefteren geschrieben hatte. Wir kennen uns noch aus der Zeit, als er mit seinen Partnern das Buerau i-MAD gerade frisch eroeffnete.  Ich habe mich ein wenig mit ihm ueber die neuesten Entwuerfe des Buereaus unterhalten. Ich finde, die Jungs erfinden das Hochhaus neu, sehr schicke moderne Entwuerfe. Derzeit ist das Sinosteel-Headquarter in Tianjin im Bau, und weitere wirklich schicke Entwuerfe sind in Arbeit. Das traditionelle Hochhaus besteht gerne aus einen Normalgrunddriss, der dann nach oben beliebig kopiert wird, bis die Huette fertig ist. Die Jungs von MAD gehen da andre Wege, deren Haeuser sind eher Skuplpturen, in China auch mit der tanzenden Marilyn Monroe verglichen.

Derzeit, sagt Ma Yansong konzentrieren sie sich auf Oeko-Hochhaeuser. Das ist halt der Trend derzeit, aber da hat es meiner Meinung nach noch niemand geschafft, einen wirklich gelungen praktischen Entwurf zu bringen. Hochhaeuser muss man wohl machen, aber wie schafft man es, Hochhaeuser und EInfamilienhaeusle mit Garten zusammenzubringen? Immerhin hat i-MAD den Segen des chinesischen Staatsorgans China Daily. Mit Ueberraschung habe ich am Tag meiner Abreise aus Peking noch diesen Artikel gefunden. Ma Yansong wird darin immerhin als „Nation’s leading innovative Architect“ genannt…

Hier ein Link zum Artikel der China Daily…

Ken Yeang versucht sich da, meiner Meinung nach schon seit einer Weile ziemlich kreativ,  und die Kollegen um Vincent Callebaut liefern eindrucksvolle Studien, eines Hochhaus-Traums in Gruen…

siehe deren Dragonfly Concept Building:

Bildquelle:

http://vincent.callebaut.org/

Jan 222010
 

Nun kam alles ziemlich schnell. Ich war noch schnell in Hong Kong zum auftauen. Seit ich zurueck in Peking bin, habe ich kaum mehr Zeit gehabt. Die Moebelpacker waren da, meine Wohnung ist leer, bis auf eine kleine Matraze auf dem Fussboden. Ich werde in wenigen Wochen meine neue Arbeit in der Ukraine beginnen…

Ist das eine Ueberraschung, oder nicht?

Nach 8 Jahren in Peking, 6 davon am chinesischen Bauministerium verabschiede ich mich. Und das faellt gar nicht so leicht. Nach solanger Zeit in einem der groessten Laender der Welt, im Bauministerium als Berater fuer nationale  Stadtentwicklung, in einem dermassen interessanten Umfeld,  ist es schwer eine Steigerung zu finden. Deswegen mach ich es gleich richtig, und gehe in eine kleine Stadt, in der Ukraine – UNESCO-Weltkuturerbe, alte europaeische Kultur, ehemals Oesterreich, Galizien, und nun am Westrand der Ukraine gelegen. Ich mache dort aehnliches, was ich hier auch getan habe. Schwerpunkt Stadtentwicklung, Transport und Verkehr.

Dort in dem Staedtchen sollen 2012 die EU-Fussballmeisterschaftsendspiele ausgetragen werden, und vorher muss dort noch was getan werden. Tja, nach Peking schaetze ich, duerfte dies ein spannendes Kontrastprogramm werden.

Also, liebe Leser, ich bin den vorletzten Abend in Peking, der naechste Beitrag kommt dann schon wieder aus Europa. Also dranbleiben, und sehen, wie es in der Ukraine zugeht…!

Jan 192010
 

Ich war gestern Abend mit einem Freund essen. Er arbeitet als Direktor der Architekturabteilung bei einer der groesseren Projektentwicklerfirmen. Er meint, seine Abteilung mit etwa 150 Architekten habe derzeit etwa 30 Millionen Quadratmeter Projektflaeche in Arbeit.

Jedes einzelne Projekt liegt so etwa bei 500 000 – 750 000 qm Gesamtflaeche. Er sagte mal, sie brauchen von der ersten Projektskizze bis zur schluesselfertigen Uebergabe an den Kunden weniger als ein Jahr. Unvorstellbar in unserer Heimat…

Dieses Jahr wollen sie 17 neue Projekte in dieser Groessenordnung fertigstellen, naechstes Jahr dann 25, ab uebernaechstem Jahr wollen sie sich bei 20 – 25 pro Jahr einpegeln… Soweit zur Immobilenblase in China.

Das Restaurant gestern abend war schick und modern. Da musste ich wieder mal ueber den Einfallsreichtum der Kollegen hier staunen. Unter der Tischdecke leuchteten ein paar kleine Lichtlein. Hinter diesem lustigen kleinen Gimmick versteckte sich unter der ganz sicher feurfesten Tischdecke ein eingebauter kleiner Induktionsherd…

Jan 142010
 

Im Sikh-Tempel in Hong Kong haben ein paar der Burschen ihre Fertigkeiten mit dem Schwert vorgefuehrt. Am Wochenende gab es dort eine ziemlich bunte Veranstaltung, mit Familen, Musik und allerlei Unterhaltung. Die aber sah fuer mich beeindruckend Ernst aus…

Bei einer dieser Vorfuehrungen, mussten sich 4 Kinder im Kreis hinsetzen, und jedes bekam eine Karotte – eines der Kinder eine Karotte auf den Kopf, eines in den Nacken, eines musste sie halten… dann kam einer der ernsteren Schwertkaempfer, und bekam eine Augenbinde umgewickelt. Dann wurde er einmal im „Probelauf“ langsam an der Hand von Kind zu Kind gefuehrt. Der Kollege hat dabei dem mit den verbundenen Augen das Schwert langsam immer bis zur Karotte des jewiligen zitternden jungen Burschen gefuehrt.

Dann… ist der eine auf die Seite gesprungen, in Sicherheit und:

Der Typ mit verbundenen Augen ist wie ein geoelter Blitz mit wirbelndem Schwert von Kind zu Kind gesprungen, und hat denen blind die Karotten halbiert… der letzte Hosenscheisser, der mit den zwei Karotten, eine auf der Nase und eine auf der Brust, ist dann auch fruehzeitig aufgesprungen, wurde aber wieder eingefangen, und bekam dann doch noch seine Karotte entzweit. Er guckt auch irgendwie gar nicht gluecklich aus der Waesche… eine Mordsgaudi fuer die anderen Anwesenden.

Diese freundlich aussehenden Herren haben es faustdick hinter den Ohren – Schwerttechnisch.

Jan 142010
 

Noch ein paar News aus Hong Kong:

In Hong Kong wird gerade heftigst ueber die neue vorgeschagene „Hong Kong Guangzhou Rail-Link“  disuktiert. Angeblich soll das betreffende 26 km lange  Teilstueck der Schnellzugstrecke 6.6 Milliarden Euro kosten. Diese unglaublich hohe Summe hat natuerlich fuer helle Aufregung gesorgt. Heftigst protesieren Anwohner, deren kleines Dorf dem Neubau der Strecke zum Opfer fallen soll.

Kritische Stimmen in Hong Kong haben das mal umgerechnet, was das Unterfangen kosten kann. Vieel zu Teuer heisst es da, und absolut nicht noetig. Die Abstimmung im Stadtparlament kam also durch die Proteste vor der Tuer auch nicht zum Abschluss, die Endgueltige Entscheidung wurde vertagt.

Jan 092010
 

Hong Kong hat eine lange Tradition seiner exclusiven Clubs… Hier, vor meinem Hotel befindet sich der Hong Kong Jockey Club mit seinem Happy-Valley Race Course. Dem ehemals koeniglichen Club ist aber nach der Uebergabe Hong Kongs an das Mutterschiff China der Beiname „Royal“ abhanden gekommen.

Der ehemals so fluessige Name „Royal Hong Kong Jockey Club“ klingt nun ein wenig beschnitten finde ich: „Hong Kong Jockey Club“… da fehlt doch was?!

Der Club ist uebrigens eine „Non-Profit Charity Organisation“ und gleichzeitig Hong Kongs groesster Steuerzahler, die setzen mit ihren Pferderennen unglaubliches Geld um.

Der „Royal Hong Kong Yacht Club“ hat es als einer der ganz wenigen Institutionen irgendwie geschafft, seinen Beinamen „Koeniglich“ auch nach der Uebergabe weiterzufuehren.