Wie schon erwähnt, entsteht direkt neben dem ehemals höchsten Hochhaus in Shanghai das neue noch höhere.
Der Herr Koohlhaas sagte mal was Gutes, in Bezug zum CCTV-Headquarter in Peking seinerzeit. Er sagte, es ginge nicht darum, das höchste Haus zu bauen, sondern das Beste. Weil höher geht immer. Nun jedenfalls ist der beliebte Flaschenöffner in Shanghai, der mit dem Skywalk auf der 100. Etage vom neuen Nachbarn bereits überholt. Und die Besucher auf besagtem Skywalk müssen sich ab jetzt den Hals verrenken, um von der Aussichtsplattform – die zum nach unten Gucken gebaut wurde, auch den Nachbarn bestaunen zu können.
Obwohl ich in Muenchen bin, lässt mich das Thema Chongqing noch nicht so schnell los. Ich habe einfach zuviel Bilder dort gemacht, die ich noch gar nicht recht aufgearbeitet und gewürdigt habe.
Zuerst einmal, experimentiere ich immer noch mit dem neuen Objektiv, dem Leica Summilux 35 mm. Das ist eine äußerlich unscheinbare Linse, die es in sich hat. Im Gegensatz zu meiner anderen 35mm Linse, dem Voigtländer Nokton, ist das Summilux unglaublich klar, scharf und voller Kontrast. Wo ich beim Norton mit gezielter Unschärfe und einem weichen sahnigen Bild, über einige Kompositionsschwächen oder unglücklich gewählte Motive hinwegmogeln kann, ist das Summilux klar, präzise und vergibt weniger Fehler. Schwerer zu handhaben als das Nokton. Aber es scheint, dass das Summilux mit den richtigen Einstellungen den Charakter in Chongqing ganz gut wiedergeben kann. Schlammige, gedeckte Farben im Schlamm und in der Luft, reichlich Kontrast und dennoch diesige Atmosphäre. Ich bin ganz zufrieden mit dem Eindruck dieses Bildes – es gibt die Situation so wieder, wie ich sie in dort sehe. Solange ich also noch an meinen Bildern aus Chongqing arbeite, werde ich immer wieder ein paar davon hier zeigen.
Ich bin die kommenden paar Wochen noch in München, bevor es dann wieder nach China geht, in diese verrückte Stadt.
Hier noch ein Bild von 06:30 morgens in Chongqing im Stadtteil Ciqikou mit der M8 und dem Summilux 35:
Hier in Chongqing gibt es ein Viertel, das Ciqikou heisst, ein meiner Meinung nach äußerst interessantes Altstadtgebiet. Es liegt direkt am Fluss, und wird dramatisch überragt durch eine halbfertiggebaute Hochstrasse. Darunter liegen im Flussschlamm die beliebten Flussrestaurants. Früher einmal, vor dem Bau des 3-Schluchtenstaudamms, konnte der Hochwasserpegel schon mal so um die 20 Meter hin oder her betragen, sodass die Uferpromenaden weit ueber dem Fluss liegen. Nun ist die Hochwassergefahr gebannt. Und der Fluss, der in dieser Jahreszeit eh wenig Wasser führt liegt also da, wie ein feuchter, schlammiger Acker.
Ciqikou selber ist das Altstadtviertel hier, und wegen seiner Beliebtheit bei chinesischen Touristen ist es zu einem Brennpunkt nationaler Besichtigungsreisen geworden. Ich bin kürzlich um 4 Uhr Morgens aufgewacht, und nutzte die Chance, das Viertel mal ohne Menschen zu sehen. Schön ist die Gegend hier am Fluss nicht, aber schon ziemlich beeindruckend: