Gestern kam mein Nachbar zu mir – er wollte da in der Stadt einen Kerl suchen, von dem erzählt wird, dass er aus seiner Wohnung heraus belgisches Bier verkauft. Ich war nicht schwer zu überzeugen, weil ich von dem lokalen Bier nicht sonderlich begeistert bin – und die Beschreibung meines Nachbarn klang auch einfach zu gut.
Auf dem Weg in die Stadt stärkten wir uns zuerst einmal mit einer Portion Sichuan Kartoffelbrei. Mit dieser Grundlage im Bauch, so dachten wir, überstehen wir auch eventuelle Bierfälschungen, falls der Tipp sich als windig erweisen sollte. Es gibt hier nichts, was es nicht gibt. Wir waren auf Alles gefasst.
Wir sind einer vagen Beschreibung folgend in der Fußgängerzone zu einem Gebäudekomplex gekommen, mit Kino unten drin und Einkaufszentrum in der ersten 8 Geschossen. Darüber 30 Geschosse Wohnungen. Da irgendwo soll es sein. An das Stockwerk oder auch nur den Gebäudeflügel konnte sich mein englischer Nachbar nicht erinnern, aber das goldene Versprechen nach einem Getränk, dass die Bezeichnung Bier verdient beflügelte uns. Diese Häuser hier sind gewaltig. Grosse tiefe Dinger, mit kleinen dunklen Aufzügen und einer unglaublichen Anzahl von kleinen Unternehmen überall drin. Mein Nachbar schlug vor, wir fangen oben an, und arbeiten uns dann runter. Im 23. Stock kamen wir an Friseursalons vorbei. Import-Export Firmen im 21. Wäschereien, und eine unglaubliche Vielzahl von undefinierbaren Angelegenheiten – Strassengarküchen in ehemaligen Wohnungen, mit offenem Herd und angeschlossenem Gemüsemarkt. Durch dunkle enge Korridorre entlang, suchten wir, von erfolglosen Telefonaten meines Nachbarn unterbrochen. Wir steckten unsre Köpfe in verschiedenste Türen, die Leute waren sehr hilfsbereit, man fragte herum, telefonierte fuer uns. Jeden schien es eine Herzensangelegenheit zu sein, diese 2 versprengten Ausländer zum lebensspendenden Quell zu führen. Irgendwann plötzlich kamen wir an etwas vorbei, was wie eine Parkanlage aussah, eine Art Hochplateau mit Bäumen und Büschen. Und irgendwann, unsere Suche dauerte über eine Stunde, war aber immer noch vollkommen ungetrübt, da fanden wir unser Ziel. Tatsächlich, da hat einer in einer der Wohnungen die Wände bis oben hin mit belgischem Bier vollgestellt. Vorne eine Kasse, hinten ein Sofa. Dazwischen ein kaputter Kühlschrank, was den Traum nach einem kühlen Bier zunichte machte, uns aber in diesem Augenblick nicht mehr gross kümmerte. Jeder 2 Bierchen, was bei den belgischen Sorten etwa der gleichen Menge Wein entspricht (8 bis 11 prozentiges Bier). Dann die nächste blendende Idee des Nachbarn, dass wir uns aufmachen im Nachbarhochhaus ein japanisches Restaurant aufzusuchen, von dem er wenigstens so etwa wusste, dass es im 16. oder 15. Stock liegt.
Dort, ebenfalls in einer ehemaligen Wohnung, hat ein chinesischer Chef ein japanisches Restaurant aufgemacht, mit allem PiPaPo, und Spottbillig. Wir waren wohl die letzten Gäste, weil wir von der freundlichen Bedienung haufenweise kleine Gerichte „auf’s Haus“ angeboten bekommen hatten. Wir haben wohl die Reste verkostet bekommen. Nicht schlecht, nachdem wir gerade vom Belgier kamen.
Alles in Allem – der Abend war eine runde Sache!