Okt 062012
 

Eins kommt zum Andren: ohne Frühstück im Bauch werd ich manchmal ganz unleidig. Aber um Frühstück in den Bauch zu bekommen, treibt es mich gern in eines der kleinen Strassenlokale, wo es diese “Baozi” gibt, gedämpfte, dampfnudelartige Teigdinger mit Fleisch gefüllt. Aber bis sich die beruhigende Wirkung der ersten Lage Baozi einstellt geniesse ich einen ungetrübten, morgenklaren Blick auf meine Umgebung im Lokal: da ich mittlerweile als altbekannter Kunde gelte, ist mein Sonderstatus als exotischer Ausländer verpufft. Die eine Bedienung sitzt bei mir auf der Bank, vorne am Eingang, während sie sich mit dem Koch hinten in der Küche nur durch herzhaftes Gebrüll über den Strassenlärm hinweg verständlich machen kann. Ich habe bereits ganz zu Anfang aufgegeben, hier Telefonanrufe entgegen zu nehmen. Wäherenddessen pokelt sie sich ungerührt mit einem kleinen Spatel den sie am Schlüsselbund hat, im Ohr rum, und untersucht das Gefundene eingehend. Derweil kommt mein Essen.

Die Kollegin vorn am Tresen ist sich ihrer Verantwortung als Angestellte in einem Lokal sehr wohl bewusst, und rotzt wenigstens auf die Strasse. Von ihrer strategisch hervorragenden Stellung von hinter der Auslage ohne weiteres zu bewerkstelligen, machen sich die wenigsten der anderen Gäste die Mühe dazu extra aufzustehen. Die zweite Lage Teigtaschen wird angeliefert, ich fange an das Geschehen mit der notwendigen Gelassenheit zu betrachten. Der neue Tag kann beginnen.

Sep 262012
 

Hier in Sichuan fuehrt kein Weg am Hotpot vorbei. Ein wunderbares Gericht, wo allerlei Zeugs in kochendes Gebraeu getunkt wird. Das Gebraeu wird liebevoll mit Chili und diesem Sichuan-Pfeffer gesättigt, der einem die Loecher in die Zunge brennt. Abgesehen davon ist es einfach nur scharf. Und zwar so scharf, dass bei gerade sehr moderaten Herbsttemperaturen um 25 Grad, unsere Nachbarn im Laufe des Abendessens halbnackig im Restaurant sassen. In solch Dingen geniesst man in China eine grosse Freiheit – ist’s Einem zu warm, zieht man sich halt aus. Ganz einfach.

Ich wurde also gestern Abend aufs Grossartigste mit Sichuan Hotpot versorgt. Das schön rosafarbene in der Schuessel da unten ist frisches Schweinehirn. In Deutschland höchst verboten, hierzulande vom Hotpot kaum wegzudenken. Ich ergehe mich in der Hoffnung, dass in der Suppe nichts Schaedliches ueberleben kann. Weil ich sass draussen vor der Suppe, und ich musste schon kämpfen.

Sep 232012
 

Ich war unten beim Uiguren um die Ecke – die Uiguren sind ein Voelkchen von ganz weit oben im Nordwesten von China – ein Turkvolk, das kein Schwein isst, aber ganz vorzuegliches Lamm anbietet. Da sass ich zwischen Kueche und Strasse. Manchmal bietet sich der Ratschlag an, besser nicht in die Kueche reinzugucken – dort kann es unter Umstaenden recht rustikal zugehen.

Sep 222012
 

Ich habe kürzlich ein kleines Restaurant entdeckt, das nach all dem scharfen Sichuan-Essen zur Abwechslung auch etwas ohne Chili anbietet. Hier, diese kleinen Teigtaschen, das sind ganz ausgezeichnete gedaempfte Dinger, gefuellt mit Fleisch und Suppe. Dazu eingelegtes Gemüse, und ein Eintopf aus Taube, was sich aber erst herausstellte, als ich es bereits gegessen hatte. Ich kaute da die ganze Zeit auf irgendwelchen Knoechelchen herum, bis ich den Wirt am Ende fragte, was ich da eigentlich bestellt hatte. Er wedelte mit beiden Haenden in der Luft rum, ich esse also etwas Fliegendes.  Zuersteinmal beruhigend, weil ich bin kein grosser Freund von Hund und Esel – und Schlangen fliegen auch selten. Aber ich war dann doch neugierig, weil mein Chinesisch ist zwar robust und ganz ok, und das chinesische Wort fuer Huehnchen kenne ich, aber das was der Wirt auf Sichuan-Dialekt versuchte mir zu erklaeren verstand ich nicht. Das Fleisch war kein Hühnchen, und die naehere begeisterte Erklaerung des Wirtes zusammen mit meiner elektronischen Uebersetzungsmaschine ergab am Ende, dass ich Taubeneintopf hatte. Toll…

Feb 212012
 

Nachdem jemand so aufmerksam war, dieser Bar meinen Namen zu geben, blieb uns natürlich nichts anderes übrig, als da mal vorbeizuschaun. Diese Bar rangiert laut Wikipedia unter den besten Bars in Deutschland. Sehr anständig. Sie befindet sich im ehemaligen Spiegelsaal, wohl eine der wenigen Räumlichkeiten im Gebäude, die im Krieg nicht zerstört wurden. Ruhig, unter der Woche, sehr angenehm und anständig sortiert.