Apr 292010
 

Ungebildete, kleinkarierte Koepfe behaupten, dass Special Utility Vehicles, sogenannte SUVs Unsinn sind. Das ist ein grobes Vorurteil, welches endlich beseitigt werden muss, auch wenn sich hin und wieder der Vorteil kleinerer Autos nicht verleugnen laesst. Aber wie soll man denn ordentlich parken koennen,  wenn im Winter die Strassen schlecht geraeumt sind, und nur ein allradgetriebener Sportgelaendewagen in der Lage ist, die aufgetuermten Schneeberge zu erklimmen, um sicher auf dem Buergersteig zu parken. Obendrein sind die Bordsteine auch im Sommer eine Huerde, die nur ein gelaendetauglicher SUV erklimmen kann – die bloeden Dinger sind so hoch, oder moeglicherweise noch bepflanzt, dass man mit einem Kleinwagen beim besten Willen nicht hochkommen wuerde. Da hilft zumeist nur der SUV.

Ein 3-Tonnen SUV ist obendrein sicher. Damit kann man seiner Verantwortung als Familienvater nachkommen, und die arglosen Schuetzlinge sicher zur Schule bringen. Sicherheit ist ueberhaupt eines der wichtigsten Themen. Wer kam denn ueberhaupt auf die unsinnige Idee, ueberall Haeuser in den Weg zu stellen? Wo soll man denn bitteschoen noch fahren, wo doch von Fahren schon lange nicht mehr die Rede sein kann. Von sinnloser Raserei schon gar nicht.  Zumeist verbringt man seine Zeit ja im Stau. Und wenn schon im Stau stehen, dann bitte mit Fussfreiheit, Klimaanlage, Dolby-Supersourround und DVD-Player. Zu hoher Benzinverbrauch ist ebenfalls eine voellig unhaltbares Vorurteil: Moderne SUVs verbrauchen im Stau stehend deutlich unter 12 Liter / Stunde.

Von seinem erhoehten Sitzplatz hat man obendrein eine wunderbare Weitsicht, auf all die unvernuenftigen Unverbesserlichen, die sich keinen ordentlichen Wagen leisten wollen, und im Falle eines Unfalles, dem sicheren SUV haushoch unterlegen sind. Auch Fussgaenger sind, dank verchromter Kuhfaenger, sicherer als je zuvor. Sie stellen nun keine Bedrohung mehr fuer Lack und Lichter  dar – und werden im unguenstigen Falle eines Unfalles sicher ueber scharfe Kanten des Fahrzeuges hinweggehoben. Na also.

Alles spricht also fuer einen ordentlichen SUV. Trotz  jaemmerlicher Rueckschlage der Industrie – eine Marke beispielsweise, die fuer ihre militaeraehnlichen Vehikel beliebt ist, unternahm den feigen Versuch, das neue Modell um 1/2 Tonne leichter zu machen als das glorreiche Vorgaengermodell, ist man ganz generell auf dem richtigen Weg. Kaum ein moderner, sicherheitsgepruefter SUV wiegt noch unter 2 Tonnen, und ein jeder verbirgt unter seinem sicheren Stahlkleid allerhand Technik, die das Fahren zur Freude und zur eigenen wohligen Sicherheit macht.

Ein Wort noch zur Stadtplanung. Damit unsere Staedte autogerecht sind, sollten sie einer dringend notwendigen Restrukturierung unterzogen werden. Halbherzige Versuche sollten unbedingt vermieden werden.

L’viv aktuell – zu eng zum Fahren, zu eng zum Parken:

L’viv Verkehrsgerecht – so sieht eine moderne Sache aus:

Apr 292010
 

Im ukrainischen Parlament ging es vor ein paar Tagen handfest zu. Wie in einem Spiegel-Online Artikel

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,691418,00.html

zu lesen ist, hat sich die Opposition der Regierung versucht, mit Rauchbomben und Eiern Gehoer zu verschaffen. Was mich wundert, ist nicht die Tatsache, dass das passiert, sondern die schlichte Tatsache, was die Parlamentarier vorsorglich in ihre Aktentasche stecken, wenn sie morgens zu Arbeit gehen… :

„Schatz, hast Du alles dabei? Schluessel, Geld, Telefon, Pausenbrot, Rauchbombe? Vergiss die Eier nicht…“

Das Thema der Debatte jedenfalls hat’s in sich. Der Pachtvertrag eines Hafens, den Russland auf der Halbinsel Krim von der Ukraine mietet, soll verlaengert werden, was viele Ukrainer gar nicht lustig finden. Dieser Hafen dient Russland als Stuetzpunkt seiner Schwarzmeerflotte. Bei mir in L’viv fanden in den letzten Tagen ziemlich viele grosse Demonstrationen gegen den Pachtvertrag statt. Der deutsche Politiker, der zufaellig die angeregte Diskussion im ukrainischen Parlament verfolgen durfte, war solch handfest ausgeuebte Parlamentarierarbeit nicht gewohnt.

Apr 282010
 

Und wieder war ich kuerzlich in Kiew. Nachdem ich mich nun ein wenig an das kleine L’viv gewoehnt habe, kommt einem die grosse Stadt schon ein wenig hektisch und laut vor. Immerhin ist L’viv etwa vergleichbar mit Koeln, wuerd ich mal sagen. Bisschen kleiner vielleicht. Aber aehnlich rumpelig und benutzt.

In Kiew hatte ich die Markthallen besucht. Da gibt’s fast alles. Und um das deutlich zu zeigen, haben sie grosszuegig Plakatiert:

Apr 162010
 

Meine Moebel trudeln nun langsam nach und nach hier ein. Es stellt sich heraus, dass meine chinesischen Moebelpacker sehr grosszuegig mit dem Verpackungsmaterial umgegangen sind. Ich habe mehr Verpackungsmuell, als Sachen. Meine ukrainischen Moebelpacker waren schlicht ueberfordert, und mussten am folgenden Tag nochmal anruecken…:

Apr 112010
 

Ich war letzte Woche also in Kiew eingeladen, auf der Jahreskonferenz der „Working Group on Climate Change – NGO“ einen Vortrag zu geben. Eine NGO ist eine Non Governmental Organisation.

Es war sehr spannend. Wie es sein soll, wenn auf einer Konferenz ordentlich diskutiert wird. Und hier flogen die Fetzen.

Die Vertreterin der Working Group gab eine sehr fundierte Praesentation zum Carbon-Trading. Die Ukraine ist in diesem Bereich in einer seltsamen Situation. Grundsaetzlich ist die Sache so, dass basierend auf einem Treibhausgas-Ausstoss von 1990 die Laender ihre Emissionen um so und soviel Prozent reduzieren muessen, um das Weltklima zu stabilisieren. Durch die wirtschaftliche Entwicklung in Ost-Europa ist die Wirtschaft in der Ukraine stark eingebrochen, die Emissionen der Ukraine liegen derzeit – ohne irgendwelche Energiesparmassnahmen, bei etwa der Haelfte von 1990. Das bedeutet, dass die Ukraine ihre Emissionszertifikate an Laender verkaufen kann, die die Einsparziele nicht einhalten koennen – hoffentlich habe ich diese Elende Geschichte um das „Carbon-Trading“ in der Kuerze korrekt wiedergegeben …

Anscheinend hat also die Ukraine fuer 300 Mio Euro Zertifikate an Japan verkauft. Waehrend der Konferenz hat die Vertreterin der NGO die Verteterin des Wirtschaftsministeriums gefragt, wo denn das Geld hingeflossen ist. Eigentlich sollte dieses Geld ja sinnvollerweise in klimafreundliche Technologien oder Sektoren investiert werden, und nicht, sagen wir mal in neue Kohlekraftwerke. Oder schlimmeres,  so wie in private Haende, wie man andeutete…

Man verlangte Offenlegung der Verwendung der Gelder. Die Vertreterin des Wirtschaftministeriums wiederum, direkt angesprochen sprang auf und lieferte sich mit einem Kontrahenten eine sehr erhitzte Unterhaltung, wobei man sich gegenseitig als Luegner und Schlimmeres titulierte. Spannend. Die Wogen glaettete dann ein Vertreter der Nationalen Universitaet – Bereich Wirtschaft, der folgenden denkwuerdig-sarkastische Bemerkung lieferte:

„Of course, part of the money will be stolen. But it will be stolen in the Ukraine. So it will stimulate the Ukrainian Economy anyway…“

Apr 052010
 

Nach einem Monat suchen habe ich endlich eine anstaendige Bleibe gefunden. Ich wohne nun als Architekt standesgemaess in einer kleinen Strasse mit dem passenden Namen Arkitektorska. Das Haus in dem ich wohne, wurde 1912 vom Dekan der Architekturfakultaet der gegenueberliegenden Hochschule gebaut – er wohnte auch hier drin. Daher wohl auch der schoene Name der Strasse. Das Haus, wie auch die Uni gegenueber feiern also in Kuerze den 100-jaehrigen Geburtstag.

Apr 052010
 

Ueber Ostern ist nun ganz schwer der Fuehling ueber die Stadt gekommen. Von einem Tag auf den Andren sind die Strassen voller Strassencafes, und die sind so voll, dass man anstehn muss…

Etwa 150 Cafes und Restaurants in der Innenstadt haben die Erlaubnis bekommen, ihre Bewirtung auf die Strasse auszuweiten – ueberall stehen Stuehle in der Altstadt rum. Herrlich…

Apr 012010
 

Jeden Tag ein Bild zu machen, das sagt sich so leicht. Kollege Steve Huff, ein Mann der von seiner Fotografiererei und von seinem Blog lebt, beschreibt diese kreative Herausforderung sehr schoen: hier ein Link zu seinem Blog.

Ich habe meine Kamera eigentlich immer dabei, trotzdem gelingen einem natuerlich nicht immer Bilder, die man dann auch zeigen moechte. Auch kommt das Gefuehl dazu, bereits Alles fotografiert zu haben – aber eigentlich gehen einem die Motive ja nicht aus, wenn man nur genau genug hinguckt.

Meine derzeitigen Bilder entstehen in einer alten Stadt, sie sind auch gepraegt durch den Kontrast zu meinem vorigen Zuhause. Ich renne jeden Tag ein paar Mal kreuz und Quer hier durch. Ich wohne an einem Ende der Altstadt, und habe oft Termine am andren Ende. Trotzdem, es ist gar nicht so einfach, staendig einen neuen Blick zu finden, und jeden Tag ein vorzeigbares Bild zu machen…

Aber egal, hier ein Bild – Abendstimmung in der Altstadt: