Jun 272012
 

Ein kurzer Besuch an meiner alten Uni, der Hong Kong University, wo ich vor fast 20 Jahren studiert hatte, brachte mich in die Präsentationen der aktuellen Master of Architecture Diplomanten. Ich bin immer wieder mal an der HKU um alte Kollegen zu besuchen, oder wie in diesem Falle, einen Termin mit dem Dekan wahrzunehmen.

Und tatsächlich begegnete ich auch diesmal wieder ein paar bekannten Gesichtern. Es ist immer wieder schön, in den Räumlichkeiten zu sein, wo ich als junger Student nächtelang geschwitzt und gearbeitet hatte. Einer der ehemaligen Kollegen grüßte mich so nett und beiläufig, als ob wir uns alle paar Tage zufällig auf dem Korridor begegnen würden. Sehr angenehm. Alles war vertraut und dennoch neu. Die Räumlichkeiten hatten sich absolut und gar nicht verändert. Obwohl jedesmal zu Semesterende Alles geschliffen und gestrichen wird, schaffen es die Studenten immer wieder, dass Alles am Ende ganz genau so aussieht, wie seinerzeit als ich am Werke war.

Jedenfalls hat mich am Abend noch die Einladung des Dekans rechtzeitig erreicht, und ich bin hoch an die HKU zum Empfang. Dort traf ich also noch die paar wenigen übrigen alten Lehrer, sowie ein paar alte Freunde. Zum Beispiel Barrie Ho. Er und seine Frau Angie haben mittlerweile ein beachtliches Bureau hochgezogen. Barrie, ein aktueller Star in der Architekturszene in Hong Kong ist ziemlich gewieft, was seine Aussendarstellung angeht – von dem Mann kann man lernen. Er ist überall dabei, immer präsent.  So hat er auch am Abend der Degree Show clever gehandelt. Als größter Sponsor des Buches ueber 60 Jahre Architekturausbildung an der HKU hat er die pressebegleitete Laudatio gegeben.

Das Buch – ein ziemlich langes Projekt, wurde an diesem Abend der Öffentlichkeit vorgestellt. Es kostete angeblich viele Jahre Zeit, die alten Dokumente und Bilder aufzutreiben. Auch dies Bild hier im Photo ist ein historisches Dokument. Im Jahre 1995 sind wir in einer kleinen Gruppe gemeinsam nach Macao gefahren – von unten nach oben:

Joan, meine damalige Freundin, ich, Angie, Barrie und oben sitzt Benjamin, nun der „Senior Programme Director „von HKU-Space Centre for Creative and Performing Arts, einer Abteilung der HKU fuer Weiterbildungsprogramme im Berufsleben. Unten der smarte junge Mann ist Lawrence, der nun bei der Hong Kong Urban Renewal Authority arbeitet. Nach nunmehr satten 15 Jahren sind meine ehemaligen Studienkollegen allesamt gestandene Kollegen in der Architekturszene in Hong Kong.

Unser Erinnerungsfoto am Abend zeigt mich (ganz deutlich), Angie und Barrie und das Buch mit dem historischen Bild von 1995 – ich hab meine alte Leica jemand in die Hand gedrückt mit der Bitte ein Bild zu schiessen. Man kann ahnen, dass es fuer Laien gar nicht einfach ist, die Leica zu bedienen…

Ich war genau die zweite Langnase, die jemals an der HKU seinen Master in Architecture gemacht hat. Der vor mir, war James, ein Jahr über mir.

 

Jun 222012
 

Ich las mal folgendes in einem Buch: “Der Versuch in Asien Allem auf den Grund gehen zu wollen, gleicht dem Versuch das letzte Bisschen Wasser aus einem alten Autoreifen raus zu bekommen.” So hab ich mich dann in Guilin über Einiges gar nicht mehr gewundert.

Ich habe an der Konferenz des chin. Bauministeriums teilgenommen. Titel: Low-Carbon Lifestyle and Sustainable Development.

1.000 Teilnehmer tauschten sich 2 Tage lang im “Lijiang Waterfall Hotel” in Guilin aus. Damit fing es an. Weil dem Namen des Hotel hatte ich erstmal keine Sekunde lang Aufmerksamkeit geschenkt. Ich dachte, das ist einer dieser schön klingenden Namen, wie ebenso das “Harbour View Hotel” in Peking, welches immerhin 380 km vom Meer und vom nächsten nennenswerten Hafen, entfernt liegt. So dass man beim besten Willen, auch wenn die Luft mal klar wäre, das Meer und irgendwelche Haefen vom Hotel aus nicht zu sehen bekommt.

(Mittlerweile in “Rosedale Hotel” umbenannt, weil es sogar wohl den Chinesen zu peinlich war. Einer meiner Freunde, ein echter Trottel, was Geographie angeht, ist dort seinerzeit untergekommen, weil er dem Namen auf den Leim ging…)

Das “Waterfall Hotel” in Guilin jedoch, das verdient seinen Namen, wie ich abends beim Bummel mit meiner lokalen Assistentin erfahren musste. Am Abend um 20:30 gehen auf der Rückseite des Hotels die Strahler an, Lautsprecher verkünden lautstark den Weltuntergang, tausende Menschen versammeln sich, und pünktlich um Halb8 rauscht es. Und auf der gesamten Breite und Höhe des Hotels kommt ein Wasserfall runter. Am Haus entlang runter auf’s Vordach. 46 Meter hoch und 74 Meter breit rauschen tausende Tonnen Wasser da runter. Schlicht unfassbar. Mein erster Gedanke war, das sie es auch so schon nicht schaffen, das durchschnittliche Fenster in China regendicht zu bekommen. Aber ein Wasserfall…???

Am nächsten Abend waren wir eingeladen, einer Flussfahrt beizuwohnen. Guilin ist ja berühmt wegen des Flusses, den Bergen und haufenweise Seen. Und all die Natursehenswürdigkeiten, die können sie verkaufen – der Tourismus lauft. Die tun anscheinend auch seit Jahrhunderten nichts Anderes, als ihre Naturschätze zu vermarkten. Wir sind den Fluss hoch und die Seen runter, an einer Landschaft, die absolut künstlich einer Bollywood-Landschaft nachgestellt war. Nix, nix aber auch gar nix war natürlich. Alles war gepflanzt, arrangiert, aus Beton nachgebaut, angemalt, beleuchtet, angestrahlt, und mit viel Musik untermalt. Kilometerlang. Kleine Pavillons, Mühlräder an Ufer, Wege und Pfade, Felsen, Weiden, Palmen, Büsche, glückliche Menschen in traditionellen Trachten, Alles inszeniert. In den im Wasser stehenden Pavillons standen dann auch lustig, traditionell angezogene Menschen, und haben zu Rockmusik-Playback auf traditionellen Instrumenten gespielt. Man bekam was fuer’s Geld!

Dann in einer Bucht, zwischen gewaltigen Bergen, da hatten sie ein Indiana-Jones Tempel aufgebaut, wo ein Mordsspektakel aufgeführt wurde, mit gewaltigen Hörnern, Pauken, Trommeln und Trompeten. Die Schiffe hielten vor der Arena, und wir wurden ganz ordentlich unterhalten – auf Deibel-komm-raus. Laut war’s und gewaltig. Und kurz. Nach 5 Minuten war der Spuk rum, und wir machten Platz fuer neue Schiffe…

Ich mache mir da so meine Gedanken, bezüglich Nachhaltigkeit, weil das war ja das Grundthema der Konferenz. Was die hier geschafft haben ist Nachhaltig. Die verdienen richtig Geld und stecken es in ihre Landschaft. Ob die es will oder nicht. Schön aussehen muss es. Punktum. Drinnen sassen wir also in der Konferenz und redeten über Low-Carbon Mobility und Umwelt und so Zeugs und draussen da tobt das wahre Leben, wo ordentlich Zauber gemacht wird. Und wo, wenn ich schon dabei bin, integrative Mobilität praktiziert wird. Weil die Städte in China derzeit nur fuer Autos gebaut werden, liess man den schäbigen Bürgersteig wohl der Einfachheit halber gleich weg, was die Leute zwingt auf der Strasse zu gehen, und wiederum die Autofahrer dazu bringt, am Ende dann doch nicht so schnell fahren zu können… Clever!

Jun 092012
 

Ich bin gerade rechtzeitig zum EM-Auftaktspiel in Hong Kong angekommen. In der Lan Kwai Fong, der betagten Kneipenstrasse in Hong Kong, die anscheinend dabei ist, demnaechst renoviert zu werden, sass ich in einem Englischen Pub und sah Polen und Griechenland beim Bolzen zu. Für die meisten Einheimischen hat sich das Nachtleben in den letzten Jahren von der Lan Kwai Fong ohnehin in Richtung SOHO verlagert. Na mal sehen, was die sich fuer die Zukunft mit dem Viertel überlegt haben.

Meine Bleibe ist in den Mid-Levels, gleich neben dem Mid-Level-Escalator. Dieser verbindet das Hotel so angenehm mit Central und SOHO – das ist South of Hollywood Road, wo ich gestern den Abend im Stanton’s begonnen hatte – nach dem Flug über Dubai hatte ich gegen ein kühles Getränk nichts einzuwenden. Am Morgen rollert besagte Rolltrappe nach unten, ab Mittags wird sie umgestellt und bringt mich von Central hoch bis fast vor die Haustür. Ein frischer Regen heut Morgen hat die sommerliche Lage hier nicht merklich abkeguehlt. Es blieb so heiss wie es vorher war, wurde aber erstaunlicherweise noch feuchter. Im Juni in Hong Kong brauch mich mich aber schliesslich nicht über eine gewisse Sommerschwüle wundern.

 

 

Mrz 242012
 

In der Akademie Tutzing, am Starnberger See, findet am diesigen Wochenende eine Tagung zum Thema Life-Democracy & Social Media satt. Die Veranstalter nennen den öffentlichen Raum zwischen realem Raum und virtuellem Raum den „öffentlichen Zwischenraum“.

Tagungstitel demzufolge:
„Revolution im Zwischenraum“

Fazit der gestrigen Auftaktveranstaltung: Öffentliche Aktionen werden zwar im Internet initiiert, aber der Aufstand findet wie früher auch, immer noch auf der Strasse statt.

Mrz 022012
 

Fuer Filmschaffende gab es im Filmmuseum Muenchen kürzlich einen historischen Festakt – die Unterzeichnung des „Oberhausener Manifests“ und deren Initiatoren wurden von der Stadt Muenchen geehrt. Anwesend waren fast alle noch lebenden Aktivisten, die am 28. Februar 1962, also vor genau 50 Jahren einen damals revolutionären Schritt hin zum modernen Filmschaffen in Deutschland wagten. Herr Ude würdigte die Anwesenden – und unterhielt das Publikum mit gewohntem Charme und Witz. Die anwesenden Unterzeichner überzeugten durch ihren immer noch spürbaren revolutionären Geist, der sich in den frühen 60ern durch stark experimentell geprägtes Filmschaffen auszeichnete. Einer der Herren, ein immerhin 90-Jahre junger Herr demonstrierte mit grosser Energie seine damaligen Animationsfilme, unterlegt mit den frühen Versuchen elektronischer Musik – die immer noch überzeugen.

Mrz 022012
 

John Pawson, seines Zeichens Architekt aus dem Vereinigten Koenigsreich eröffnete gerade seine Ausstellung in der Pinakothek der Moderne. Seine Entwürfe leben durch eine sehr starke Reduktion auf wesentliche Formen und Materialen – daraus entstehen sehr sehenswerte Entwürfe, die ihre Aussage klar und deutlich zeigen. Die Ausstellung zeigt reichlich Modelle sowie ein paar grossformatige Fotos, die es erlauben, sein Design im Überblick und im Detail gleichzeitig zu betrachten. Was mir sehr gefallen hat ist, dass er erwähnte dass man die Absichten des Design nicht nur am Endprodukt erkennen kann, sondern auch aus dem Bilderrepertoire, aus dem er schöpft – so zeigt er hier ebenfalls seine Bildbibliothek, die er im Lauf eder Jahre aufgebaut hat, um seine Denkweise zu visualisieren.

Dem Publikum hat’s gefallen: Die Eröffnung war sehr gut besucht.

Feb 222012
 

Am gestrigen Faschingsdienstag war die Hölle los in der Stadt. Am Viktualienmarkt traf man sich zu gesitteter Zeit um 13:00 zu Tanz, Getränk, Ausgelassenheit und Allerlei. Damit ist bewiesen, dass man auch im tiefen Süden der Republik sehr anständig Fasching feiern kann. Wunderbare, gelungene Verkleidungen waren zu sehen, auch mit politischen Anspielungen. Praechtig organisiert, gab es an allen Markständen etwas zu Essen und zu Trinken, während oben auf der Buehne die dazugehörigen Marktfrauen ausgelassen die Röcke schwangen… Das Wetter spielte mit:

Jan 072012
 

Es gibt da eine Zeit zwischen Dunkelheit und Tageslicht, und zwischen Tageslicht und Dunkelheit, die vom Fachmann „Blaue Stunde“ genannt wird. Ich hatte da kürzlich ein Photo ausgestellt, das ich „Sunset – Neonrise“ nannte. Ich liebe diese Zeit, wenn der Himmel dunkler wird, sich vom Horizont her von Dunkelblau in Schwarz verändert. Dazu den Kontrast von angehendem Kunstlicht. Nicht leicht zu fotografieren, fast unmöglich sogar, mit Fotoapparaten, die einem mit einer Programmautomatik hilfreich zur Hand springen, und das Bild versuchen aufzuhellen. Meine alte Leica knipst was ich einstelle, egal ob es Unsinn ist, oder es die Tageszeit trifft. Hier ein kleiner Schnappschuss, als die Strassen schon fast im Dunkel lagen, und ein Sonnenstrahl die Oper erhellte:

Dez 162011
 

Am Weihnachtsmarkt in Konstanz gab’s viel guten Gluehwein fuer die Grossen und ein tolles kleines Karussell für die Kleinen. Von der Innenstadt, unter der Unterführung durch, bis um das Seeufer herum zog sich die Angelegenheit. Nicht schlecht.

Derzeit bietet sich ja eine sorgfältige „Weihnachtsmarktuntersuchung“ an. Vorgestern war ich am Weihnachtsmarkt am Chinesischen Turm in Muenchen. Sehr empfehlenswert! Zwar Saukalt, nach ein paar Gläsern Kinderpunsch – hätten wohl doch lieber das Zeug mit Warmmachern drin bestellen sollen… aber trotz Nieselregen eine wunderbare Stimmung. Die Musikkapelle im 2. Stock oben in Turm liess sich durch das Wetter gar nicht stören und spielte anständig auf.

 

 

Dez 152011
 

Gestern Abend wahr’n wir zur Premierenvorstellung des neuen Films von Marcus H. Rosenmüller eingeladen. Eifrige Cineasten kennen seinen Filmerfolg „Wer früher stirbt ist länger tot„. Nunja, es ist nicht leicht, an solch vorherigen Erfolge anzuknüpfen, dachte ich mir, sodass ich auch mit einer gesunden, nicht allzuhohen Erwartungshaltung an dies Spektakel im Gloria am Stachus ging. Das Kinoplakat jedenfalls machte einen schon mal vorsichtig… Aber die haben gestern für einen runden Abend gesorgt. Bestes Catering im Foyer des Kinos, ansehnliches Staraufgebot, der Saal bumsvoll, eine rührende Begrüßung an OB Ude und sein Gattin, die sich den Spass nicht nehmen liessen. Persönlichkeiten bekannt aus Film, Fernseh und Rundfunk sassen gemütlich hinter Freibier und haben den Film genossen. Der Film selber war eine sehr angenehme Überraschung. Ein Plot, der sich mir erst nach einem gewissen Zeitraum als Solcher zu erkennen gab, dann aber anzog. Das Ganze wunderbar gespielt von einem beherzten Schauspielerteam und wirklich wunderbar gefilmt von einem begnadeten Kameramann. Der zunächst unscheinbare Held der Geschichte übrigens, aus meiner Alten Heimat des Allgäus stammend, der hatte es in sich. Eine ueberraschende Blues und Tanzeinlage überzeugte das Publikum dann vollends, dass wir es hier mit einer Komödie zu tun hatten.. Gut und unkonventionell. Der Film ist sehenswert. Sehr wunderbar besetzt und gelungen fotografiert. Der Rosenmüller hielt danach obendrein eine rührende Rede, wo er sich beim gesamten Team bedankte, und Alle!! versuchte auf die Bühne holte… Runde Sache.

Ein wohlorganisierter Shuttle-Service brachte alle 700 Gaeste ins Hofbräuhaus am Platzl, wo dann bei freier Speis und Trank die Nacht begann. Meine Begleitung sagte, dass eine solch opulente Filmparty in München schon arg lang nicht mehr gesehen wurde. Geht Alle den Film anschau’n, damit solche schönen Sachen weitergehn.

Sommer der Gaukler

Kinostart: 22. Dezember 2011

Urteil: Sehenswert